Erfahrungsbericht
«Ich fokussiere auf die positiven Eigenschaften meiner Patientinnen und Patienten und versuche diese zu stärken»
Rea, wie hat deine Reise bei Triaplus begonnen und was hat dich auf den Weg zur Oberpsychologin in Uri geführt?
Der Weg zu meiner aktuellen Position war ein richtiger Glücksfall. 2017 startete ich als Psychotherapeutin bei der APP Schwyz in Goldau, wo ich mich sofort wohlfühlte. Leider war es damals nicht möglich, das kleine Pensum zu realisieren, das ich mir nach der Geburt meiner zweiten Tochter wünschte. Deshalb entschied ich mich für eine kurze berufliche Auszeit und bewarb mich 2020 spontan bei der APP Uri – das war der perfekte Zeitpunkt! Ab April 2021 konnte ich für die Leiterin der Tagesklinik in Altdorf die Mutterschaftsvertretung übernehmen. Nach ihrer Rückkehr setzte ich meine Arbeit als Psychotherapeutin im Ambulatorium fort. Als die Kollegin später auf Weltreise ging, erhielt ich ab April 2023 die wunderbare Gelegenheit, die Leitung der Tagesklinik und die Position der Oberpsychologin im Ambulatorium dauerhaft zu übernehmen.
Das Ambulatorium und die Tagesklinik teilen sich seit vier Jahren dasselbe Gebäude. Welche Auswirkungen hat diese räumliche Nähe auf deine tägliche Arbeit?
Früher verbrachte ich nur einen halben Tag pro Woche in der Tagesklinik. Heute habe ich einen umfassenden Überblick und erlebe die Patientinnen und Patienten, die kommen und gehen. Die kurzen Wege ermöglichen schnelle Klärungen und einen unkomplizierten interdisziplinären Austausch, was äusserst praktisch ist. Während meiner Vertretungszeit habe ich die Umzugspläne begleitet. Zu Beginn gab es bei den Mitarbeitenden auch Bedenken, die zwei Standorte im neuen CUBO-Gebäude zu vereinen. Es wurde befürchtet, dass die Tagesklinik vom Ambulatorium "vereinnahmt" werden könnte. Doch bald wurde klar, dass beide Bereiche eigenständig bleiben und sich wunderbar ergänzen. Diese Synergien werden von allen Mitarbeitenden geschätzt.
Wie wichtig ist dir die standortübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Triaplus?
Die meisten Berührungspunkte habe ich mit der APP Schwyz in Goldau, da sie Patientinnen und Patienten in unsere Tagesklinik zuweisen. Unsere Chefärztin Angelika Toman, welche auch die APP Schwyz leitet, fördert den Austausch mit den Führungspersonen, zum Beispiel in Form von Retraiten. Das schätze ich sehr; bei solchen Gelegenheiten merke ich, wie hilfreich der Dialog zwischen den Ambulatorien ist. Wir sind hier in Altdorf ja etwas abgelegen – doch wir geniessen einen superschönen Standort mit Blick auf die Berge.
Was motiviert dich persönlich bei der Arbeit als Psychologin?
Ich habe Sozial- und Gesundheitspsychologie studiert und über viele Jahre im Sozial- und Gesundheitsbereich gearbeitet, unter anderem in der Betreuung von Suchtkranken oder Asylsuchenden. Schon immer hat mich das Innerste eines Menschen fasziniert: Warum wird jemand depressiv? Warum nimmt jemand Drogen? Dieses starke Interesse machte mir klar, dass ich Psychotherapeutin werden muss. Mir ist es wichtig, die Patientinnen und Patienten nicht nur als kranke Menschen zu betrachten, sondern ihre positiven Eigenschaften zu erkennen und diese zu stärken. Es gefällt mir, sie mit der therapeutischen Arbeit zu begleiten und ihre Fortschritte zu beobachten. Mittlerweile interessieren mich allerdings mehr die Begleitung von angehenden Psychotherapeutinnen oder die Arbeit in grösseren Systemen.
Was inspiriert dich in deiner Rolle als Führungsperson?
Ich finde es spannend und bereichernd, meine Mitarbeiterinnen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und zu fördern. In der Tagesklinik arbeite ich interdisziplinär und mit einem sehr erfahrenen Team. In der APP hingegen gibt es immer wieder Therapeutinnen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen. Ich bin immer wieder beeindruckt von ihrer Fähigkeit, bereits mit wenig Erfahrung so viel Menschlichkeit und auch Hartnäckigkeit zu zeigen. Als Führungsperson ist es wichtig, authentisch, direkt, klar und lösungsorientiert zu sein. Aus diesem Grund habe ich verschiedene Ausbildungen in Führung und Supervision absolviert.
Auch für Psychologinnen und Psychologen ist das Arbeitsumfeld schwieriger geworden. Welche Herausforderungen begegnen euch in der heutigen Zeit?
Aktuell beschäftigt uns vor allem das Anordnungsmodell und die Thematik der Abrechnung und der Tarife, die auf politischer Ebene verhandelt werden. Zudem gibt es Situationen, in denen Psychologinnen und Psychologen in einem rechtlichen Graubereich agieren, etwa bei der Einschätzung von Arbeitsunfähigkeiten. Obwohl sie für solche Diagnosen ausreichend qualifiziert sind, fehlt es an einer rechtlichen Absicherung. Solche Konflikte bedürfen einer politischen Klärung. Hinzu kommt, dass es angesichts des Fachkräftemangels eine Herausforderung ist, ausreichend gut ausgebildete Psychologinnen und Psychologen zu finden.
Die Triaplus setzt sich auf verschiedenen Ebenen dafür ein, qualifiziertes Personal zu finden und auch zu halten. Was schätzt du an deiner Arbeitgeberin?
Als grosse Organisation kann sie vieles bieten, zum Beispiel attraktive Goodies und Mitarbeiterangebote. In Altdorf haben wir beispielsweise die Möglichkeit, während der Mittagspause Yoga oder neu Qigong zu praktizieren. Zudem werden interessante interne Weiterbildungen angeboten. Es gibt bei uns klare Strukturen, wie etwas abläuft, was als starr angesehen werden kann, aber auch viel Sicherheit gibt. Ich schätze es sehr, dass ich in Teilzeit einen so vielseitigen und abwechslungsreichen Job ausüben kann, der mir Raum zur Selbstverwirklichung gibt. Ich schätze die menschliche Art und Weise, wie unsere Chefärztin führt und fördert.
Zum Schluss: Wie sorgst du dafür, dass du selbst mental im Gleichgewicht bleibst?
Wenn ich nach Hause komme, erwarten mich da zwei lebhafte Mädels, die meine volle Aufmerksamkeit wollen. Das kann zwar stressig sein, bietet mir jedoch einen wunderbaren Ausgleich. Auch kochen gibt mir einen anderen Fokus und hilft, in hektischen Zeiten zur Ruhe zu kommen. Generell bin ich gerne in Bewegung, mache Sport, schwimme im See und erkunde die Urner Bergwelt.
